Dieser Beitrag ist Teil der Coronavirus und die Philosophie Serie. Einen Überblick über die weiteren Teile dieser Blogbeitragsserie gibt es hier.
Im Rahmen dieser Serie wurde mittlerweile öfter über die Frage der Biopolitik geschrieben. Was ist Biopolitik/macht bei Foucault? Was sind die biopolitischen Ideen bei Agamben und wie verwendet er dieses Konzept, wenn er über den Coronavirus schreibt? Auch wurde über Roberto Esposito geschrieben und sein Versuch auch in der außergewöhnlichen Zeit des Coronavirus über die Nuancen unterschiedlicher biopolitischer Praktiken zu reflektieren, und nicht einfach die unterschiedlichsten Praktiken mit einem gleichmachenden Terminus zu verwischen. Doch auch nach diesen unterschiedlichsten Zugängen und Anwendungen des Konzepts der Biopolitik, stellt sich dennoch oder gerade deswegen die Frage, welche Politik ist Biopolitik eigentlich?
Biopolitik beschreibt Politik, die „Leben macht und sterben lässt“ wie Foucault es formuliert, also Politik die auf das Leben zielt, nicht auf den individuellen Körper und dessen Gesundheit, sondern auf den kollektiven Körper. Im Blick der Biopolitik sind also Statistiken, Relationen und Gefahrenabschätzungen mehr als einzelne individuelle Krankheitsverläufe. Dabei liegt es natürlich auf der Hand, dass der Umgang mit dem Coronavirus zum neuen Lehrbuchbeispiel von Biopolitik stilisiert wird und dies ganz bestimmt nicht zu unrecht. Denn es ist gerade der Begriff der Biopolitik, der die momentanen Maßnahmen, die so viele Staaten weltweit in unterschiedlicher Intensität einführen, erklären kann. Nur aus einer biopolitischen Perspektive scheinen die politischen Maßnahmen erklärbar, die Virolog*innen und Epidemolog*innen aus einer naturwissenschaftlichen Sicht fordern, nämlich die wochenlange Selbstisolierung des größten Teils der Bevölkerung. Ein Problem jedoch, wenn die Maßnahmen gegen den Coronavirus zum neuen Lehrbuchcase von Biopolitik werden, ist, dass damit verschiedenste andere, weniger große, weniger spektakuläre und weniger medienwirksame Ausformungen von Biopolitik aus dem Blick geraten. Biopolitik ist nicht einfach nur die völlige Ausnahme, die völlige Aussetzung des Normalzustandes, das totale Einschränken des öffentlichen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens. Biopolitik ist viel öfter genau das Gegenteil, nämlich eine dauernd aktive unterschwellige Politik, die gar nicht zu viel ins Rampenlicht gerückt werden will. Biopolitik ist eben selten eine ganz große laute Politik sondern vielmehr oftmals im kleinen Maße tätig, leise, nahezu unbemerkt. Die Frage für diesen Beitrag ist daher, muss Biopolitik immer eine totalitäre Politik sein, oder gibt es auch so etwas wie eine demokratische Biopolitik? Muss Biopolitik immer Lesen Sie mehr